Huawei Mate 9 im Test: Der Riese aus Fernost

By 28. März 2017Mai 28th, 2023Smartphones, Technik im Test
Huawei Mate 9 im Test

Design & Verarbeitung

Gewohnt elegant präsentiert sich das Huawei Mate 9 in einem schicken, robusten und 7,9 mm schlanken Aluminium Unibody Gehäuse. Die matte Rückseite beherbergt die leicht herausstehende Leica Dualkamera, mitsamt zweifarbigem Blitzlicht und Laser-Autofokus, den Fingerabdrucksensor, sowie eines der vier Mikrofone.

Auf der Oberseite befindet sich ein Infrarotsensor, sowie ein 3,5 mm Klinkenanschluss für Kopfhörer. Die Unterseite beherbergt den USB-C Anschluss, sowie einer der zwei Lautsprecher und ein weiteres Mikrofon, außerdem findet man dort zwei kleine Schrauben, die nicht nur zur Dekoration dienen, sondern auch Robustheit garantieren. Die Hörmuschel auf der Frontseite dient gleichzeitig auch als zweiter Lautsprecher im Stereo-Modus. Die Lautstärketasten, sowie den Power-Button findet man an der rechten Gehäuseseite, sie sitzen fest an ihrem Platz und wackeln nicht.

Das Mate 9 ist im Vergleich zu seinem Vorgänger minimal geschrumpft, jedoch reiht es sich mit einer Abmessung von 156.9 x 78.9 mm und einem Gewicht von 190 g weiterhin in die Kategorie der Phablets ein und ist daher für kleinere Hände eher weniger geeignet.

Die Front ist vom Vorgänger kaum zu unterscheiden. Das Display-zu-Gehäuse-Verhältnis beträgt 77,5%, somit beansprucht das Display fast die gesamte Frontseite für sich und macht das Gerät kaum größer als ein iPhone 7 Plus mit 5,5″ Display. Die Ränder sind an allen Seiten schmal gehalten.

Im Lieferumfang enthalten sind neben dem Telefon auch noch eine Hartplastikhülle, das Supercharge Ladegerät, ein USB-Typ C Kabel, ein USB-C auf Micro-USB Adapter, Ohrhörer und das Werkzeug zum Öffnen des SIM-Schachts.

Mate 9 Display

Huawei setzt beim Mate 9 auf ein sehr leucht-starkes IPS-Panel mit 5,9 Zoll Diagonale und einer FullHD Auflösung (1920×1080 Pixeln). Dies entspricht einer Pixeldichte von 373 ppi. Damit ist es im Vergleich zum Vorgänger um 0,1 Zoll geschrumpft. Die Darstellung ist zwar scharf und einzelne Pixel sind während einer normalen Nutzung nicht zu erkennen, allerdings wäre bei dieser Displaygröße ein QHD Display wünschenswert gewesen, auch wenn die Akkulaufzeit dadurch etwas kürzer ausgefallen wäre. Damit ist das Huawei Mate 9 für Virtual Reality Inhalte, bei dem das Display wenige Zentimeter vom Gesicht entfernt ist, nur bedingt geeignet.
Abgesehen davon macht das helle, kontrastreiche und blickwinkel-stabile Display einiges her. Softwareseitig kann man die Display-Farbtemperatur nach Belieben ändern und einen Blaulicht Filter aktivieren, der die Augen in den späten Abendstunden schont.

Speicher & Performance

Wem die üppigen 64GB des internen Speichers, der übrigens über die schnelle UFS-2.1 Schnittstelle angebunden ist, nicht ausreichen, der kann diesen mit einer MicroSD Karte um bis zu weitere 256GB aufrüsten. Jedoch muss man sich dann im Klaren sein, dass man nur eine SIM Karte nutzen kann, da der Steckplatz der zweiten SIM Karte belegt wird. Der Hisilicon Kirin 960 Octa-Core Prozessor macht dem Mate 9 mit bis zu 2,4 GHz ordentlich Dampf. Es ist der erste System-on-a-Chip (SoC) der die neuen ARM Cortex-A73 Kerne nutzt und im Vergleich zum Kirin 950 um 10 % im Singlecore und 18 % im Multicore schneller arbeitet.
In Kombination mit den 4 GB LPDDR4 Arbeitsspeicher gibt es quasi keine Wartezeiten beim Öffnen und ausführen von Apps. Multitasking stellt für das Mate 9 kein Problem dar und das Umschalten zwischen den zuletzt ausgeführten Apps läuft rasend schnell.

Bei der Auswahl der GPU hat Huawei diesmal dazu gelernt und mit der neuen Mali-G71-MP8 alles richtiggemacht. Sie zählt zu den aktuell schnellsten Grafikchips für Smartphones und ist im Vergleich zur Mali-T880-MP4 GPU, die im Huawei P9 verbaut ist, bis zu 180 Prozent leistungsstärker. Außerdem unterstützt sie Googles neue Grafikschnittstelle Vulkan, die bessere Grafik bei weniger Leistungsaufnahme ermöglicht. Dementsprechend fallen die Benchmark-Ergebnisse aus und es gibt keine Spiele, mit denen das Smartphone Probleme hat.
Das Huawei Mate 9 ist aktuell eines der leistungsstärksten Smartphones überhaupt auf dem Markt.

Leica Dual Kamera der 2. Generation

Huawei Mate 9 Kamera TestBei den rückseitigen Kameralinsen des Mate 9 kooperiert Huawei erneut mit dem deutschen Kameraspezialisten Leica.
Im Gegensatz zum Huawei P9 und P9 Plus wurde der Monochrome Sensor überarbeitet und bietet diesmal eine Auflösung von 20 Megapixel anstatt 12, bei der Farblinse bleibt es weiterhin bei 12 Megapixel.
Ein aufgenommenes Foto wird folgendermaßen zusammengesetzt. Die lichtdurchlässigere Monochrome Linse nimmt das Bild auf und mit den Farbinformationen des Farbsensors wird es schließlich eingefärbt. Dadurch entstehen selbst bei schlechten Lichtverhältnissen noch recht anschauliche Bilder. Wie bei allen anderen Smartphones muss man jedoch auch hier mit etwas Bildrauschen rechnen.
Außerdem ist dank dieser Konfiguration ein zweifaches verlustfreies Zoomen möglich, allerdings muss dafür die Auflösung in den Kameraeinstellungen auf 12 MP oder niedriger gestellt werden. Dies wird dadurch erklärt, dass der „optische“ Zoom durch die Differenz der Auflösung beim Farb- und Monochromsensors ermöglicht wird.
Der optische Bildstabilisator (OIS) reduziert die Anzahl verwackelter Aufnahmen und der Laser-Autofokus arbeitet schnell und zuverlässig.
Es gibt in der Kamera App unzählige Aufnahmemodi, darunter den bekannten Pro-Modus, bei dem sich einzelne Parameter wie ISO, Belichtungszeit etc. manuell einstellen lassen können. Der Modus „Große Blende“, der Bilder mit Tiefenschärfe und Bokeh-Effekt ermöglicht, ist natürlich auch weiterhin vorhanden und wurde ebenfalls deutlich verbessert.

Auch in Sachen Videoaufnahmen legt das Huawei Mate 9 ordentlich zu. So sind erstmals 4K Videoaufnahmen möglich, die dank der HEVK Komprimierung auch nicht viel mehr Speicherplatz verbrauchen als ein FullHD Video. Apropos FullHD Videos, die lassen sich wahlweise mit 30 oder 60 Bildern die Sekunde (FPS) aufzeichnen. Für Zeitlupenvideos stehen entweder 120 FPS (FullHD) oder 240 FPS (HD) zur Verfügung.
Neben der guten Bildqualität weiß auch der räumliche und satte Klang der Videoaufnahmen zu überzeugen.

Als Frontkamera kommt eine 8 Megapixel Linse mit lichtstarker F1.9 Blende zum Einsatz, welche sogar Autofokus unterstützt. Selfie-Liebhaber werden mit dieser Kamera ihre Freude haben.

Software & Akkulaufzeit

EMUI 5 auf dem Huawei Mate 9Das Huawei Mate 9 wird mit Android 7 und der neuen EMUI Version 5.0 ausgeliefert und ist somit softwareseitig fast auf den aktuellsten Stand.
Zum Testzeitpunkt war zudem die aktuellste Firmware B156 installiert.
Mit EMUI 5 ist die Benutzeroberfläche erwachsener geworden. Umständlich verschachtelte Menüs, wie man sie noch unter EMUI 4 fand, sind fast vollständig verschwunden. Laut Huawei sind die meisten Einstellungen innerhalb von 3 Eingaben zu erreichen.
Die komplizierten und unübersichtlichen Akkueinstellungen von der Vorgängerversion wurden überarbeitet und auf das nötigste reduziert.

Der Menüpunkt Geschützte Apps hat sich ebenfalls verändert, musste man damals noch bestimmen, welche Apps im Stand-by nicht beendet werden durften, so kann man nun bestimmen welche Apps sich im Stand-by eben doch schließen sollen, um den Akkuverbrauch zu senken. Mit dieser Vorgehensweise sollte das Benachrichtigungsproblem, die manche Nutzer unter EMUI 3.0 bis 4.1 zu beklagen hatten, der Vergangenheit angehören.
Auf dem Mate 9 kamen wären des Testzeitraums alle Benachrichtigungen zuverlässig an. Die Benachrichtigungszentrale, sowie die letzte Apps Ansicht gleichen nun denen von Stock Android, wie man es vom Google Pixel kennt.

Neu hinzugekommen ist die Funktion App-Klonung. Es ist ab sofort möglich, zwei Instanzen von Whatsapp und Facebook zu verwenden. Mit einer zweiten SIM-Karte kann man also zwei Whatsapp Accounts auf dem Gerät nutzen. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft mehr Apps diese Funktion unterstützen. Außerdem wird jetzt der native Dual-Window Modus von Android 7 genutzt um zwei Apps nebeneinander laufen zu lassen.

Darüber hinaus nutzt EMUI 5 das neue Dateisystem F2FS, dank der das Smartphone auch nach 18 Monaten noch so schnell laufen soll wie am ersten Tag.
Während der Nutzung sind uns jedoch kleinere Bugs aufgefallen. So musste der Homescreen manchmal nach dem schließen einer App ungewöhnlich lange nachladen, außerdem fehlt auf dem Sperrbildschirm die Mediensteuerung für Musikplayer von Drittanbietern wie z.B. Spotify, obwohl dies in den Benachrichtigungsoptionen aktiviert war.
Dieser Fehler taucht Beispielweise nicht auf dem P9 Plus mit EMUI 5.0 auf. Hier muss Huawei per Software Patch nachbessern.

Mate 9 Akkuverbrauch
Mate 9 Displaylaufzeit
Mate 9 Telefoninfo

Mit einem 4000 mAh Akku zählt das Mate 9 zu einem der wenigen Smartphones mit sehr langer Laufzeit, mit der sogar Vielnutzer locker über einen Tag kommen. In unserem Fall überstand das Telefon eineinhalb Tage, ehe es die Steckdose aufsuchen musste. Während dieser Zeit wurden im ausgeglichenen Verhältnis Whatsapp, YouTube, Spotify, Facebook, Chrome und kurz die Kamera genutzt, die Helligkeit des Displays wurde automatisch reguliert.
Bei gelegentlicher Nutzung sind sogar zwei Tage und etwas mehr möglich.
Um die Kraftzelle in erträglicher Zeit wieder voll zu Laden, nutzt Huawei seine selbstentwickelte Schnellladetechnologie namens Supercharge, diese ist nicht verwechseln mit der Quickcharge Technologie welche im Mate 8 sowie P9 (Plus) zum Einsatz kommt.
Das Ladegerät liefert in erstaunlichen 20 Minuten genügend Saft, um das Smartphone bei moderater Nutzung einen Tag nutzen zu können. Für eine volle Ladung nahm unser Gerät 1:50 Stunden in Anspruch.

Fingerabdrucksensor und Multimedia

Der Fingerabdrucksensor vom Mate 9 wurde im Vergleich zum Vorgänger optimiert und erkennt den Fingerabdruck um bis zu 20% schneller. Dies macht sich auch in der Praxis bemerkbar, so reicht es bereits aus, den Sensor nur leicht anzutippen um das Gerät zu entsperren. Sogar verschwitzte und feuchte Finger werden zuverlässig erkannt.
Mit PrivateSpace kann man ein Benutzerkonto anlegen, auf den sich nur über den zuvor zugewiesenen Fingerabdruck zugreifen lässt. Somit hat man ein vollständig abgesichertes Benutzerkonto.

Dank den Stereolautsprechern erzeugt das Smartphone einen vollen und voluminösen Klang, bei dem man sogar leicht die Bässe heraushören kann.
Sobald das Gerät während einer Medienwiedergabe ins Querformat gedreht wird, wird der Stereo-Modus aktiviert. Diese Technologie wurde erstmals im Huawei P9 Plus eingesetzt und auch für das Mate 9 übernommen.
Ganz durchdacht wurde die Funktion allerdings nicht. Mehrere System-Apps unterstützen das Querformat nicht, dadurch wird mehrmals zwischen den Stereo- und Mono-Modus umgeschaltet. Auch wenn das Gerät entsperrt wird, wechselt der Sound wieder zum Mono-Modus. Eine Option den Stereo-Sound dauerhaft zu aktivieren wäre eine einfache Lösung für dieses Problem.

Der DTS-Modus ist auch beim Mate 9 wieder vorhanden und verbessert die Lautstärke und Klangqualität über Kopfhörer. Bässe und Höhen werden dadurch verstärkt.
Einen Equalizer gibt es bedauerlicherweise nicht, weder in den Systemeinstellungen noch in
der vorinstallierten Musik-App.

Konnektivität

Das Huawei Mate 9 unterstützt alle gängigen Frequenzbänder der Welt und kommt dadurch in 217 Ländern ins Netz. Außerdem zählen 5 GHz ac-WLAN, GPS, Bluetooth 4.2 sowie NFC zur Grundausstattung. Mit gleich vier Antennen wird zudem auch guter Empfang in schwierigeren Umgebungen, wie beispielsweise im U-Bahn-Tunnel ermöglicht. Bei Telefonaten werden Umgebungsgeräusche zuverlässig gefiltert, damit der Gesprächspartner einen problemlos versteht. Dank LTE-Cat.12 Modem geht es im Netz mit bis zu 600 Mbit/s flott voran.
Das Telefon ist Dual-SIM fähig und kann daher zwei Nano-SIM Karten aufnehmen, soweit man keine MicroSD-Karte einsetzt.

Wie bereits am Anfang erwähnt ist auch ein IR-Blaster vorhanden um das Smartphone als Universalfernbedienung nutzen zu können, für die Steuerung der Geräte ist die vorinstallierte Smart Controller App zuständig.

Die USB-Typ C Buchse erreicht bei der Datenübertragung leider nur USB 2.0 Geschwindigkeit.
Huawei begründet den Verzicht auf USB 3.0 damit, dass die schnelle Übertragungsrate die 5 GHz WLAN Frequenz stören würde.

In diesem Artikel…

Fazit zum Huawei Mate 9

Das Huawei Mate 9 ist der perfekte Begleiter für die, denen Smartphones dieser Größenordnung keine Probleme bereiten.
Videos und Bilder zu betrachten, sowie Spiele zu spielen bereiten einen mit diesem Display einfach Freude. Dank der überaus leistungsstarken Hardware leistet sich das Mate 9 auch keine Auszeiten.
Abgerundet wird das alles von einem großen und ausdauernden Akku mit Schnellladetechnologie sowie von der Leica Dual Kamera, die perfekte Aufnahmen in fast allen Situationen ermöglicht.
Wem das 5,9 Zoll Display zu groß ist, sollte sich das Huawei P10 anschauen.